Erinnerung an Freistadt
Work in Progress. Eine neue Serie ist da.
Das Konzept
Bei der Erinnerung an (markante) Gebäude einer Stadt setze ich einzelne Strukturen und Formen gedanklich zu einem (neuen) Bild zusammen. Manches erinnere ich noch sehr genau, andere Bereiche fügen sich nur mehr als Grundformen ohne Details, als monochrome Farbschicht ein. Verschiedene Ausschnitte und Perspektiven überlappen sich, erzeugen eine gewisse Spannung und halten das Bild in Schwebe.
In meinem Projekt kombiniere ich bis zu fünf Schichten von Fotos bzw. Grafik zu einem Bild, setze Parameter wie Position, Farbe, Grafik-Processing und speichere das Ergebnis als Kompositum. Für das Generieren der Komposita habe ich mit dem Softwareprodukt MaxMspJitter ein Computerprogramm entworfen, das mit einer grafischen Oberfläche Parameterwahl ermöglicht sowie teilweise automatisiert neue Kombinationen vorschlägt.
Das kombinierte Bildmaterial ist nahezu beliebig erweiterbar, es können unzählige Bilder generiert werden, deren Zusammengehörigkeit klar ersichtlich ist, die sich aber in den dargestellten Inhalten und Details unterscheiden.
Technische Details
Algorithmische Medienkunst.
Quadratisch auf Hahnemühle Fotorag A5, A4 oder A3 308g mit Passepartout
Anmerkungen zur Ästhetik dieser Serie
Vor einigen Jahren habe ich mich mit Modellen der Rauminszenierung im zeitgenössischen europäischen Kino (David Bordwell in: Zeit, Schnitt, Raum 1997) befasst und konnte bei der Re-Lektüre feststellen, dass einige Merkmale der Rauminszenierung auch auf meine Serie Erinnerung an Freistadt zutreffen.
Man kann den … Begriff »planimetrisch« heranziehen, wenn räumliche Tiefe durch eine Reihe bildparalleler Ebenen dargestellt wird. (S 20)
Zwischen der Flächigkeit der Bilder und räumlicher Tiefe besteht aber kein Widerspruch. Der Tiefeneindruck entsteht durch das Überlappen von Konturen, der Nah- und Fernwirkung von Farben und der Anordnung von Elementen. (S 24)
Verschiedene Abstufungen im Übergang zwischen architektonischem Motiv und glatter Farbfläche sowie die horizontalen und vertikalen Linien des Tiffany-Effektes erhöhen den grafischen Eindruck der Bilder. Die Kombination leichter Abweichungen der Perspektive sowie für Altstadt-Architektur ungewöhnliche Farbflächen erhöhen den expressiven Charakter von Erinnerung an Freistadt.
Die ausdrucksstärksten Eigenschaften der besagten frontalen Herangehensweise liegen zweifellos in ihrer Stabilität und ihrer Ausgewogenheit. … Die statische, lang durchgehaltene planimetrische Einstellung »verbildlicht« quasi die Aufnahme, so daß sie einer sorgfältig komponierten (Schaufenster-)Etalage ähnelt. Darin liegt die Verbindung zu Malerie und Grafik. (S 31)
Ein mögliches Szenario
Bürger/innen und Besucher/innen einer Stadt (Beispiel Freistadt) erwerben „ihr“ Bild oder „ihre Bilderserie“ als Erinnerung an Freistadt. Gemeinsam sind den verschiedenen Bildern das Format und die ästhetische Linie. Individuell ist die Art der Präsentation bzw. Rahmung, sofern die Bilder nicht bereits auf Rahmen erworben werden.
Eine verkleinerte Version aller erworbenen Bilder soll im Internet abrufbar sein, auf diese Weise kann man sich einen Überblick über die verwandten Bilder verschaffen. Bei Besuchen werden die Bilder die entsprechende Aufmerksamkeit erhalten, man kann vergleichen und neue Erinnerungen (an die anderen Erinnerungen an Freistadt) wecken.
Medienkunst & Realtime Processing
Die Serie Erinnerung an Freistadt ist ein weiteres Beispiel meiner Medienkunstprojekte, die mit Realtime Processing-Software realisiert wird. Realtime Processing mit MaxMspJitter ist der Inhalt meines Lehrauftrages an der Kunst-UNI Linz. Weitere meiner Medienkunstprojekte habe ich in der Kategorie Medienkunst beschrieben. Ich empfehle auch meinen Text über die Ästhetik algorithmischer Kunst.