Übungen zur visuellen Komposition

In zwei Kursen an der Freien Kunstakademie Augsburg habe ich mich speziell mit visueller Komposition befasst. Im Zentrum standen Übungen, um Formen nach bestimmten Kriterien zu platzieren. Bevor ich diese Übungen zeige, reflektiere ich noch meine persönliche Geschichte mit Fragen der Komposition.

AutorInnenfotografie und Gestaltung

Das erste Mal bin ich 1984 systematisch mit visueller Gestaltung bei meiner Teilnahme an der Sommerakademie für Bildende Kunst in Berührung gekommen. Während dieser sechswöchigen Ausbildung in Künstlerischer Fotografie habe ich viel über Inszenierung und Gestaltung gelernt. Ich werde demnächst über jene Bilder und Serien berichten, die ich in dieser Zeit verwirklicht habe.

(Un)Ordnung musikalischer Strukturen

Die zweite Begegnung war Mitte der 1990er Jahre während des Studiums der Musiktheorie/Komposition an der Bruckner UNI Linz (Bruckner Konservatorium). Erfreulicherweise haben wir uns im Fach Formenlehre nicht mit lexikalischem Wissen, sondern mit den Grundsätzen der Ästhetik beschäftigt. Diese Grundsätze betreffen nicht nur die Musik, sondern gelten in den allen Kunstsparten: Spannung, Kontrast und Harmonie, Dichte und Reduktion, Wiederholung, Variation, Abwechslung. Dem entsprechend habe ich als Thema meiner Diplomarbeit (Un)Ordnung rhythmischer Strukturen gewählt.

Medienkunst und ästhetische Kriterien

Bei meinen Arbeiten als Bildender Künstler und als Medienkünstler bin ich wiederum verstärkt bei diesen ästhetischen Kriterien gelandet. Dabei beobachte ich, dass ich bei meinen Bildern musikalische Parameter und Kriterien der Literatur: Über das Schreiben einsetze.

Beispiel 1: Anordnung eines Elementes

Platziere ich eine einzelne Fläche, so beobachte ich unbewusst die Frage, ob sie eher (de)zentral angeordnet ist.

Beispiel 2: Anordnung zweier Elemente

Platziere ich zwei Elemente, dann kommt Polarität hinzu: Sind die beiden Elemente etwa gleich groß? Dominiert ein Teil, liegen die Elemente gegenüber, nahe oder überlappen sie sich? Sind sie von der Form her ähnlich, bilden sie eine Variation oder einen stärkeren Kontrast?

Beispiel 3: Dreier-Beziehung

Bereits drei Elemente bilden eine Gruppe, die sich in Form eines Dreicks aufeinander beziehen. Ich bevorzuge Ungleichgewichtung, zwei kleinere Elemente beziehen sich auf ein dominantes Element. In diesm Fall ist das große Element in zentraler Position.

Beispiel 4: Reihung

Ab vier Elementen sehen wir Elemente als Reihung, Variation, Wiederholung, aus der Reihe tanzen.

Beispiele aus dem grafik generator

Wenn ich beispielsweise Ergebnisse meines grafik generators auf diese Kriterien hin untersuche, erhalte ich Antworten auf die Frage, warum ein Bild interessanter ist als ein anderes. Beispielsweise ergibt sich bei der Kombination von bis zu vier Bildern oft eine Art Triptichon.

Früher habe ich Überlappungen von Motiven bevorzugt, nun finde ich besonders Beispiele von rechteckig abgegrenzten Motivbereichen mit weißen Freibereichen als gelungen. Auch einzelne dominantere Motive unterschiedlicher Bildbereiche können miteinander korrespondieren und die Aspekte Zentralkomposition, Paarung, Gruppe oder Variation verkörpern.

Während in den Bildern oben der Triptichon-Charakter durch Flächen des Hintergrunds entsteht, zielen folgende Beispiele auf stärkere Beziehungen durch grafische Motive.

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